Hallo ihr Lieben,
was ich zuletzt geschrieben hatte und wann, das weiß ich garnicht mehr. Ich habe aber auch nicht nachgeschaut, denn ich bin jetzt innerlich ziemlich sicher ein ganz anderer Mensch als zuvor. Also dachte ich, dieser Text muss nicht kontinuierlich anknüpfen.
Um ehrlich zu sein, schreibe ich ab nun auch mehr für mich, als für andere, aber doch freue ich mich natürlich, wenn sich vielleicht jemand angesprochen oder sogar inspiriert fühlt.
Auch gefreut habe ich mich über eure stetigen Kommentare und Nachfragen, die während meiner Abwesenheit kamen. Danke für eure Fürsorge!!! Das weiß ich sehr zu schätzen.
Nun zu mir. Ich lebe seit geraumer Zeit mein eigenes Leben, frei von den Zwängen einer Familie, bin viel entspannter und angstfreier und habe mir einen inneren Beobachter geboren, der mir stets zur Seite steht und darauf aufpasst, dass es nicht schrecklich wird, so wie es mal war.
Formal studiere ich Psychologie in einer sehr schönen Stadt und wohne in einer 4-er Wg.
Die Depressionen habe ich so nun endgültig überwunden und ich bin so unendlich dankbar und heilfroh darüber.
Ich habe diese schwere Decke aus Blei mit aller Kraft beiseite geworfen und bin unter ihr hervorgekrochen. Aber jetzt fühlt es sich nicht mehr wie ein Kriechen an, auf keinen Fall ist da Demut gegenüber dieser schrecklichen Krankheit, die den Geist komplett lahmlegt und einem alle Kraft rauben kann. Es ist so ein unendlich starkes Gefühl, ein Auferstehen. Lebensfreude zu empfinden ist wirklich eines der größten Geschenke. Viel Scheiße passiert immer wieder, besonders in den letzten Wochen hatte ich es nicht einfach. Doch es gibt immer gute Dinge, und sei's, dass ich mal nicht 8 Minuten auf die Bahn warten muss, sondern nur eine. Ich kann negative Geschehnisse sofort als solche identifizieren und lasse mich nicht weiter davon belangen (im Idealfall und zu über 50%). Positive Dinge erfüllen mich dagegen mit Dankbarkeit und Liebe, jedes Mal wenn auch nur das kleinste Glück passiert sauge ich es voller Freude auf.
Vieles habe ich von den Hippies in Australien gelernt, und manche in meinem Studiengang bezeichnen mich nun selbst als solcher. Ich denke das tun sie aber nicht wegen meiner (doch recht normalen, günstigen und nicht besonders schöner oder hippiemäßiger) Kleidung, sondern wegen meiner inneren Einstellung. Das wäre zumindest wünschenswert.
Was das Essen betrifft...Das liegt wohl noch viel tiefer. Es gab in den letzten 2 Jahren durchaus Wochen und Monate, wo alles gut lief. Dann war ich unendlich dankbar und habe mich befreit und glücklich gefühlt. Es hing wohl auch mit dem Kiffen zusamen, was ich eine Zeit lang echt hardcore durchgezogen hab. Dadurch hatte ich weniger Appetit und war mit anderen Dingen und Gedanken, als an Essen, beschäftigt. Doch das ist ja auch kein Leben, wenn man kognitiv die ganze Zeit eingeschränkt ist und mit meinem Alltag und meiner instabilen Psyche (was sie nach wie vor ist), nicht vereinbar. Stress und Geschehnisse haben mich jedes Mal tierisch umgehauen. Der Entzug war alles andere als leicht, grade wenn man Weed als Stimmungspusher missbraucht hat. Aber das ist etwas ganz Großes, was ich dieses Jahr geschafft habe, genau wie das Absetzen dieser leidigen Antidepressiva. Done!
Letzten Winter hatte ich einen Kotzrückfall und diesen nun auch wieder. Mit Sicherheit hängt das mit zu wenig Glückshormonproduktion wegen zu wenig Licht zusammen. Doch auch mit Unzufriedenheit, wie mir gestern auffiel. Unzufriedenheit meinem Äußeren gegenüber: blass, aufgedunsen und mit kurzen Haaren gefalle ich mir nicht. Dieses Jahr kommt noch diese dunkle Haarfarbe dazu, die ich unbedingt wollte und nun verabscheue, und fertig ist das Unglücksrezept für Kotzeritis. Aber was solls, verurteilen würde noch unglücklicher machen.
Es ist etwas, woran gearbeitet werden muss, stetig. Es zieht mich nicht mehr so runter, aber es hemmt mich immer noch. Wenn ich einen Menschen kennenlerne, der mich so akzeptiert wie ich bin, und auch selbst keinen abgemagerten Body hat (ich denke an B., aber diese Geschichte schreibt sich gerade noch und hat ein sehr ungewisses Ende), dann geht es mir besser und ich kann mich auch selbst annehmen. Doch ist das nicht das, was ich will. Von anderen abhängig sein in meinem Glück. In gewisser Weise ja, man kann das annehmen, was sie einen geben. Aber in Sachen Selbstliebe, Kinners, das ist echt das allerschwierigste Kapitel in meinem Leben bisher.
Fortan werde ich auch versuchen, diesen Block konstruktiv zu nutzen. Meine Vorbilder sind nicht länger abgemagerte Mädchen mit Beinen, die an der Innenseite nicht einander berühren. Ich will eine starke Frau sein, die dieses Leben mit Bravour meistert, und wenn ich mich dabei nicht an meienr Mutter orientieren kann und will, so muss ich mir eben andere Vorbilder suchen. Und darin bin ich so frei, wie man eben sein kann. Ein Hoch auf die Freiheit!
Fröhliche Weihnachten et cetera pp. (Ich bin einfach noch nicht in Weihnachtsstimmung).
Bisous, Juliette :*